Irland

Der Hungerstreik von IRA-/INLA- Gefangenen 1981

von Kirsten Knaack

2.2 Der Hungerstreik von IRA-/ INLA- Gefangenen 1980

Am 27. Oktober 1980 begannen 7 Gefangene[21] in Long Kesh, Leo Green, Brendan Hughes[22], Ray McCartney, Tom McFeeley, Tommy McKearney, Séan McKenna (alle IRA) und John Nixon (INLA) einen unbefristeten Hungerstreik, da sie keine anderen Chancen sahen, ihre fünf Forderungen zur Verbesserung ihrer Gefängnisbedingungen durchzusetzen. Am 01. Dezember 1980 folgten ihnen 3 Gefangene aus Armagh, Mary Doyle, Mairead Farrell[23] und Mairead Nugent (alle Cumann na mBan; so der Name des ‘Frauenflügels’ der IRA). Am 15. und 16. Dezember verweigerten weitere 30 Insassen aus Long Kesh die Nahrungsaufnahme.

Die britische Regierung unter Margaret Thatcher machte zunächst keinerlei Anstalten zu Konzessionen.[24] Taylor sieht hier einen Zusammenhang zu 3 Anschlägen, die kurz vorher erfolgt waren. Am 27. August 1979 verübte die IRA zunächst einen Bombenanschlag auf die Yacht von Lord Mountbatten, dem Schwager der Queen, bei dem er sowie drei andere Personen ums Leben kamen. Später am Tag legte eine IRA- Einheit bei Narrow Water an der inneririschen Grenze zwei Bomben in einem Hinterhalt, von denen 18 britische Soldaten getötet wurden.[25]

Zudem wurde 5 Wochen vor der Wahl Thatchers zur Premierministerin (Mai 1979) ein ihr enger Vertrauter, Airey Neave (der ursprünglich für den Posten des Nordirlandministers vorgesehen war und als militärischer Hardliner galt [vgl. Schulze- Marmeling/ Sotschek, S. 122]), durch eine Autobombe der INLA getötet.

Die südirische Regierung unternahm derweil einen Versuch, Thatcher zu bewegen, Verhandlungen mit den Gefangenen aufzunehmen. Selbst unterstützte die südirische Regierung allerdings in keiner Weise die Streikenden.

Als die Situation der Hungerstreikenden sich zuspitzte und einer von ihnen, Séan McKenna, sich dem Tode näherte, schien die britische Regierung zum Einlenken bereit.

Brendan Hughes wurde in das Musgrave Military Hospital verlegt (um nicht in seiner Entscheidung beeinflußt zu werden durch die Kenntnis des gesundheitlichen Zustandes von Séan McKenna). Fr Brendan Meagher, ein Priester, überbrachte ihm ein Dokument der Regierung, aus dem interpretiert werden konnte, daß die britische Regierung auf die Forderungen der Gefangenen im großen und ganzen eingehen würde. Der wichtigste Teil dieses Papiers lautete wie folgt: „I want to spell out for you and your families what will happen when the protest ends. First of all, any such prisoner will be put into a clean cell as, I hope, all prisoners end their protest. We shall have the task of cleaning out all the cells right away and this should take a week or 10 days.

Within a few days clothing provided by the families will be given to any prisoners giving up their protest so that they can wear it during recreation, association and visits...“ (Coogan 1, S.491). Nachdem die Gefangenen mit dem OC, Bobby Sands, beraten hatten, entschieden sie sich, am 18. Dezember den Hungerstreik nach 53 Tagen abzubrechen.

[21] Den Beginn des Hungerstreiks markierten 7 Gefangene; die Zahl 7 wurde aus zwei Gründen gewählt: Erstens im Gedenken an die 7 Unterzeichner der Proklamation der irischen Republik des Osteraufstands 1916; zweitens stammte mindestens je ein Teilnehmer des Streiks aus den einzelnen 6 Grafschaften (vgl. Coogan 2, S.272).

[22] Da Brendan Hughes als OC in Long Kesh die Führung des Hungerstreiks übernahm, ging der Posten des OC an Bobby Sands über und Bik McFarlane wurde PRO (Public Relations Officer). (vgl. Taylor, S.232)

[23] 8 Jahre später wurde Mairead Farrell unbewaffnet bei einem ‘shoot- to- kill’- Einsatz des SAS mit zwei anderen IRA- Männern zusammen in Gibraltar erschossen.

[24] Am 20. November 1980 gab sie folgende Position ab: „Let me make one point about the hunger strike in the Maze Prison. I want this to be utterly clear. There can be no political justification for murder or any other crime. The government will never concede political status to the hunger strikers or to any others convicted of criminal offenses in the province.“ (Coogan 2, S.274)

Am 10. Dezember 1980 aus einer Rede des Nordirlandministers Humphrey Atkins im House of Commons (ebd.): „The protest movement within the prisons, from which the hunger strike stems, is one important arm in the strategy of the Provisional IRA. Its struggle to destroy law and order and overthrow democratic institutions in Northern Ireland does not stop at the prison gates; it is continued through other means inside. The protest is designed to contribute to its objective of securing political legitimacy for a movement whose only weapon is violence. It is also part of a wider attempt to discredit the measures which the government have been compelled to introduce to protect society from terrorism.“

[25] Die meisten der britischen Soldaten gehörten dem Fallschirmjäger- Regiment an, das maßgeblich an dem Massaker des ‘Bloody Sunday’ von Derry beteiligt war. (vgl. Schulze- Marmeling/ Sotschek, S.121)
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